Antibiotika-resistente Keime aus der Waschmaschine
GesundheitsnewsStudien 22. März 2020 Dr. Polwin-Plass Lydia
Dass antibiotikaresistente Keime in Krankenhäusern leider keine Seltenheit sind, ist hinlänglich bekannt. Dass diese jedoch über Waschmaschinen verbreitet werden können, wissen bisher nur wenige. Hygieniker der Universität Bonn haben dies für ein Kinderkrankenhaus nachgewiesen, in dem mehrfach ein Klebsiella oxytoca-Typ auf Neugeborene übertragen wurde.
Auf der Neugeborenen-Station eines Kinderkrankenhauses in Deutschland wurde bei routinemäßigen Hygiene-Screenings vermehrt das Bakterium Klebsiella oxytoca festgestellt. Eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Neugeborenen gewaschen wurden war Quelle. Glücklicherweise kam es zu keiner Infektion der Babies. Die Ergebnisse wurden im Journal „Applied and Environmental Microbiology“ veröffentlicht.
Das Bakterium kann zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen und im schlimmsten Fall zur tödlichen Sepsis führen. Gängige Antibiotika haben gegen diesen Erreger nur eingeschränkt oder gar keine Chance. Nachdem immer wieder Neugeborene mit dem Keim besiedelt und intensive Hygieneinterventionsmaßnahmen erfolglos waren, zog das Krankenhaus das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu.
Um der Quelle und möglichen Verbreitungswegen auf die Spur zu kommen, wurden mehrfach Umgebungsproben im Patienten- und Personalbereich und vermuteten Risikoorten mit den Proben der Neugeborenen verglichen. „Dieser Klebsiella oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war“, so Dr. Dr. Ricarda Schmithausen, Leiterin des One Health-Fachbereiches am IHPH. Diese Besonderheit war ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen ließ.
Verbreitung über Babykleidung
„Der Klebsiella oxytoca-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden“, sagt Prof. Dr. Dr. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn. Über die Kleidung wurden die Keime auf die Neugeborenen übertragen.
In Studien wurde bereits beschrieben, dass sich antibiotikaresistente Bakterien in Waschmaschinen einnisten können. Dazu Prof. Exner: „Wir haben jedoch erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotikaresistenten Keimen auf den Menschen kommen kann.“
Heute geht aus Umweltschutzgründen der Trend zu eher niedrigeren Temperaturen. Im Prinzip eine sehr positive Entwicklung. Wenn jedoch pflegebedürftige, ältere Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch jüngere Menschen mit Verletzungen oder Infektionen im Haushalt leben, sollte die Wäsche bei höheren Temperaturen – ab 60 Grad – gewaschen werden, um die Übertragung von gefährlichen Keimen zu vermeiden.
Probanden für Studie gesucht
Das Institut für Hygiene möchte diesen Übertragungsweg genauer untersuchen und sucht Haushalte mit Personen, die wegen multiresistenter Keime stationär isoliert wurden. Interessierte können sich an Dr. Daniel Exner wenden (E-Mail: daniel.exner@ukbonn.de).
Originalpublikation:
Ricarda M. Schmithausen, Esther Sib, Martin Exner, Sylvia Hack, Claudia Rösing, Patrick Ciorba, Gabriele Bierbaum, Michael Savin, Sally F. Bloomfield, Martin Kaase, Anja Jacobshagen, Stefanie Gemein, Jürgen Gebel, Steffen Engelhart, Daniel Exner: The washing machine as a reservoir for transmission of extended spectrum beta-lactamase (CTX-M-15)-producing Klebsiella oxytoca ST201 in newborns, Applied and Environmental Microbiology, DOI: 10.1128/AEM.01435-19
Quelle: Universitätsklinikum Bonn
Headerbild: Steve Buissinne auf Pixabay