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Die Pflanze Jiaogulan in der Komplementärmedizin

 Die Pflanze Jiaogulan in der Komplementärmedizin


Jiaogulan (Makino (GpM)) wird seit jeher in großem Umfang in der Chinesischen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Hepatitis, Diabetes und Gefäßerkrankungen eingesetzt. Doch... Die Pflanze Jiaogulan in der Komplementärmedizin



Jiaogulan (Makino (GpM)) wird seit jeher in großem Umfang in der Chinesischen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Hepatitis, Diabetes und Gefäßerkrankungen eingesetzt. Doch in unsren Breiten wird sie immer noch nur als Badezusatz angeboten. 

Bevor aus der Alchimie und noch später aus der industrialisierten Pharma-Produktion synthetisierte Medikamente entwickelt werden konnten, wussten die Menschen bereits, sich auf natürliche Weise zu kurieren. Ihre Kenntnisse waren rudimentär und überwiegend auf Erfahrungswissen und Tierbeobachtungen zurückzuführen. Das Bedürfnis, Schmerzen zu lindern oder Schwächen zu kurieren, war jedoch so überlebensnotwendig, dass diejenigen, deren Kenntnisse zum Bestand eines Menschenrudels beitrugen, einen hochangesehenen Rang bekleiden durften. Die Privilegien dieser Schamanen waren so evident, dass sie ihr Wissen dokumentierten und gezielt weitergaben. Sich selbst schmückten die Schamanen phantasievoll und begannen geheimnisvolle Rituale als Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. Es war also gewissermaßen auch die Geburtsstunde medizinischer Lügen.
Diese Gepflogenheiten begleiteten Kriege und Eroberungen. Neben hohem Nutzen entwickelte sich also auch Missbrauch und Betrug. Die Besiedlung des amerikanischen Westens wurde von Quacksalbern und Scharlatanen begleitet, die ihre Allheilmittel überall dort verkauften, wo medizinisches Wissen sich noch nicht etablieren konnte.

Nicht immer blieb der Missbrauch unbemerkt. Heute noch ist der Ausruf „You´re selling snake oil“ ein ernsthafter Warnruf und die Ressentiments gegenüber Heilsversprechen im unkontrollierbaren Internet sind absolut nicht unbegründet.
Es haben sich Lager gebildet. Skepzis und gegenseitige Ablehnung sind genau so evident wie ein etablierter Lobbyismus auf beiden Seiten. Eine institutionalisierte Vorteilnahme findet man auf der Seite der Pharma-Industrie genauso wie beim Veleda-Homöopathie-Imperium.

Deshalb bemüht man sich um Regulative und Steuerungskriterien, fordert insbesondere im Bereich der Erfahrungsmedizin und Phytomedizin evidenzbasierte Fakten, Langzeitstudien und Feldversuche
Eine neue, zeitgemäßere Aufgeschlossenheit etabliert sich nur zögerlich. Aber einer ganzheitlichen Aufgeschlossenheit kann sich heute kaum noch ein Arzt verweigern, der die Interessen seiner Patient:Innen im Auge hat. Es gibt durchaus wichtige Signale. Wenn die Charité eine Stiftungsprofessur für Naturmedizin etabliert und alle deutschen Krebsgesellschaften zögerlich und verhalten Fachvorträge über Komplementärmedizin anbieten, dann spiegelt das zunächst einmal primär Patientenansprüche wieder. Wenn chinesische Fachärzte im UKE HH Fortbildungs-Seminare über TCM anbieten, dann dürfen Patienten in unserem Kulturkreis durchaus auf eine vernünftige und gewissenhafte Entwicklung hoffen. Als wir 2005 begannen, uns in südostasiatischen Ursprungsländern nach phytomedizinischen Erkenntnissen zu informieren, die möglicherweise über eine traditionelle Bedeutung hinaus auch im Kontext unserer in unserem Kulturkreis vorherrschenden Vorstellung von komplementärmedizinischer Wirksamkeit nutzbar wären, stießen wir auf eine ganz besondere Pflanze. Ihr botanischer Name ist „Gynostemma pentaphyllum“. Das ist das heute international gültige Taxon. Ihr hoher Nutzen, insbesondere für Krebsbetroffene hat zu geradezu poetischer Verehrung in weiteren Namensgebungen geführt. In China (altes-Mandarin) ist Jiaogulan als Xiancao 仙草 bekannt, was auf Deutsch so viel bedeutet wie ‚Das Kraut der Unsterblichkeit‘ .

Die National Institutes of Health (NIH) mit Sitz in Bethesda / Maryland USA veröffentlichten in ihrer Funktion als wichtigste Institution für biomedizinische Forschung des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums:[…] Gynostemma pentaphyllum (Thunb.) Makino (GpM) (Jiaogulan) wird seit jeher in großem Umfang in der Chinesischen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Hepatitis, Diabetes und Gefäßerkrankungen eingesetzt. GpM hat weiterhin erkennen lassen, dass es sehr stark gegen Krebs wirkt. In diesem Review haben wir den Fortschritt aus der diesbezüglichen neueren Forschung zusammengefasst, soweit er sich auf Anti-Krebs- Aktivitäten und Wirkungsmechanismen
von GPM erstreckt. Hierzu haben wir auf Datenbanken wie PubMed, Web of Science und China Knowledge Infrastructure recherchiert. […]Der Inhalt dieses Reviews hat erkennen lassen, dass mehr als 230 Substanzen aus GpM isoliert wurden, wobei die meisten dieser Substanzen (189) zu den Saponinen gehören, welche auch Gypenoside genannt werden. Alle übrigen Komponenten wurden als Sterole, Flavonoide oder auch Polysaccharide klassifiziert.

Verschiedene Extrakte oder Fraktionen daraus, als auch eine Vielzahl von Reinsubstanzen, welche aus GpM isoliert wurden, wiesen eine hemmende Wirkung auf die Proliferation (Anm. : Wucherung) von Krebszellen auf und zwar sowohl in vitro als auch in vivo. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse verschiedener klinischer Studien, dass die spezielle Zusammensetzung von GpM (Jiaogulan) mögliche Heilwirkungen gegen Krebs aufweist. Es wurden verschiedene Aktionsmechanismen im Hinblick auf die Anti-Krebs-Wirkung vorgeschlagen, wie z.B. Hemmung des Zellteilungszyklus, Apoptose (Anm.: direkte Verdauung von Krebszellen durch aktive Aufnahme in Immunzellen), Hemmung der Invasion von Krebszellen (Anm.: Hemmung der Einwucherung in gesundes Gewebe) und Hemmung der Metastasierung, Hemmung der Glycolyse (Anm.: Hemmung des Zuckerstoffwechsels der Krebszellen, diese „verhungern“ dann) und immunmodulierende Wirkungen (Anm.: Günstige Beeinflussung des Immunsystems). […] Diese Übersetzung verdanken wir Dr. Karl Reinhold Gruner, Sachverständiger für Arzneimittelprüfung und experimentelle Pharmakologie. Auf der Basis dieser Erkenntnisse haben wir uns Gewächshäuser gebaut und züchten seit 2005 gewissenhaft diese Pflanze von hoher komplementärmedizischer Bedeutung. Dabei ließen wir uns von holländischen Gentechnikern beraten, denen wir sehr wichtige Hinweise auf einen maximalen Wirkstofferhalt verdanken.

Inzwischen wurde die Pflanze „Jiaogulan“ auch in Deutschland durch zahlreiche Publikationen populär. Das hat leider zu einer Flut von minderwertigen Nachahmungen geführt, zwischen denen sich der betroffene Laie kaum noch zurechtfindet. Deshalb versuchen wir, in den sozialen Medien Orientierungshilfen anzubieten. Eine umfassende Aufgabenstellung. Hinzu kommt, dass wir ständig gefordert werden, die Ernsthaftigkeit unserer Bemühungen unter Beweis zu stellen. Daher war es für mich von großer Bedeutung, als mich der onkologische Arbeitskreis der Westküstenkliniken in Schleswig-Holstein zum Ehrenmitglied ernannte. Auch die Integration unserer komplementärmedizinischen Bemühungen in den Rahmen der jährlichen Krebsinformationstage des Krebsberatungszentrums Westküste durch die Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft ist als wertschätzende Anerkennung unserer Bemühungen zu sehen. Wir haben begonnen, die Erfahrungsberichte von Krebsbetroffenen mit der Pflanze Jiaogulan zu sammeln und erstmals einen Teil davon in einem Buch zu veröffentlichen. Diese Arbeit gedenken wir, gewissenhaft fortzusetzen.

Jens Rusch

Gastautoren Gastautor