Gute Impfwirkung – auch bei Immunerkrankungen
CoronaGesundheitsnewsStudien 11. Mai 2021 Dr. Polwin-Plass Lydia
Rheuma, Darmentzündung und Schuppenflechte sind chronische Erkrankungen, bei denen das Immunsystem extrem reagiert und sich meist gegen den eigenen Körper richtet. Betroffene benötigen meist eine intensive Behandlung, unter anderem mit entzündungshemmenden Medikamenten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums Immuntherapie am Universitätsklinikum Erlangen haben nun untersucht wie gut Betroffene auf eine Corona-Impfung ansprechen. Die Studie wurde nun in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht.
Das überraschende Ergebnis: Die Corona-Impfungen sind für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen sogar noch besser verträglich als für Gesunde. So kamen Reaktionen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Gelenkschmerzen bei Patienten mit Immuntherapien deutlich seltener vor als bei anderen Menschen.
Mit diesem erfreulichen Studienergebnis können die Erlanger Experten mit dem Gerücht aufräumen, dass Patienten mit chronischen Autoimmunerkrankungen aufgrund ihres veränderten Immunsystems vielleicht eine starke Reaktion auf die Corona-Impfung zeigen könnten.
Fazit: Auch bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen spricht nichts gegen eine Corona-Impfung.
Leider gibt es aber auch eine weniger gute Nachricht: Denn Patienten mit entzündlichen Erkrankungen entwickeln auf die Corona-Impfung mit einem m-RNA-Impfstoff einen geringeren Immunschutz gegen SARS-CoV-2. Während von knapp 270 Probanden nur einer von hundert Gesunden (1:100) keine neutralisierenden Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt, ist es bei Patienten mit einer Immuntherapie hingegen einer von zehn (1:10). Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass die allermeisten Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen gut auf die Impfung ansprechen. Wie es aussieht, sind die entzündungshemmenden Therapien gar nicht die Ursache für das verminderte Ansprechen mancher Patienten auf die Impfungen, sondern ihre Erkrankung selbst. Aus diesem Grund wird nicht empfohlen mit der Einnahme dieser Medikamente zum Impftermin zu pausieren.
„Nicht alle reagieren gleich! Deshalb ist es bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen ratsam, die Impfantwort zwei Wochen nach der zweiten Impfung zu bestimmen. Im Falle eines Nicht-Ansprechens sind grundsätzlich verschiedene Wege denkbar, wobei der wohl beste eine neuerliche Impfung ist – idealerweise dann auch mit einem anderen Impfpräparat. Während aktuell ein starres Impfregime für die Eindämmung der Corona-Pandemie von zentraler Bedeutung ist, wird es in Zukunft in gewissen Fällen sicherlich notwendig sein, die Impfstrategie individuell anzupassen, eine neuerliche (dritte) Impfung durchzuführen bzw. auch das Impfpräparat zu wechseln,“ sPD Dr. David Simon, Assistenzarzt der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Uni-Klinikums Erlangen, der die Studie betreut.
Ihre Studie zählt zu den weltweit ersten Forschungsarbeiten, die sich mit dieser Thematik befassen und Ergebnisse erbracht haben und wurde am Deutschen Zentrum Immuntherapie am Universitätsklinikum Erlangen unter der Leitung von Prof. Dr. med. univ. Georg Schett (Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie), Prof. Dr. Markus F. Neurath (Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie), Prof. Dr. Carola Berking und Prof. Dr. Michael Sticherling (Direktorin und stv. Direktor der Hautklinik) durchgeführt. Unterstützt wurden die Forscher durch Mittel des Freistaats Bayern, der Schreiber Stiftung sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Sonderforschungsbereich 1181).
Quelle: PM: https://www.deutschesgesundheitsportal.de/
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http://dx.doi.org/10.1136/annrheumdis-2021-220461