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Kann das Pfeiffersche Drüsenfieber Rheuma auslösen? Kann das Pfeiffersche Drüsenfieber Rheuma auslösen?
Beinahe jeder von uns ist mit ihm schon einmal in Kontakt gekommen, oft ohne es zu merken: dem Epstein-Barr-Virus. Infektionen in der Kindheit laufen... Kann das Pfeiffersche Drüsenfieber Rheuma auslösen?

Beinahe jeder von uns ist mit ihm schon einmal in Kontakt gekommen, oft ohne es zu merken: dem Epstein-Barr-Virus. Infektionen in der Kindheit laufen meist unbemerkt ab, als Jugendlicher oder Erwachsener kann der Erreger jedoch das Pfeiffersche Drüsenfieber, auch Kusskrankheit genannt, auslösen. Fast 90 % aller Menschen infizieren sich in ihrem Leben mit dem Virus und tragen es dann ein Leben lang in sich. Heute liegt die Vermutung nahe, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis stehen könnte. 

Forscher aus den USA fanden heraus, dass das Epstein-Barr-Virus möglicherweise Risikogene für Autoimmunerkrankungen aktivieren kann. Denn Viren kapern unsere Zellen. Um zu verstehen, wie es dazu kommen kann, muss man wissen, wie Viren sich in unserem Körper vermehren. Im Gegensatz zu Bakterien oder Pilzen können Viren sich nicht selbst vermehren. Sie nutzen dazu die Prozesse in unseren Zellen. An einer Zielzelle angedockt transportieren Viren ihr eigenes Erbgut in die Zelle, zusammen mit verschiedenen Molekülen, die dafür sorgen, dass dieses fremde Erbgut in der Zelle besonders häufig abgelesen wird.

Die befallene Zelle produziert dann Virenbausteine, aus denen neue Viren zusammengesetzt werden. Diese können wieder weitere Zellen befallen. Ein wahrer Teufelskreis! Eines der Moleküle, mit dem das Epstein-Barr-Virus unsere Zellen manipuliert, ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor. Er kann an bestimmte Abschnitte des Erbguts binden und signalisiert dem Rest der Zellfabrik so, welcher Abschnitt des Erbguts abgelesen werden soll.

Die Forscher aus den USA haben dabei nun herausgefunden, dass sich dieser Transkriptionsfaktor des Epstein-Barr-Virus aber auch an Gene im Erbgut menschlicher Zellen binden kann und so dafür sorgt, dass diese abgelesen werden. Dabei handelte es sich um Risikogene für die Autoimmunerkrankung Lupus. Durch das Vorhandensein des Transkriptionsfaktors des Epstein-Barr-Virus steigt also die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gene aktiviert werden, deutlich an. Dies erklärt, wieso Menschen, die nicht mit dem Epstein-Barr-Virus in Berührung gekommen sind, so gut wie nie an Lupus erkranken. Das Risiko für Menschen, die mit dem Epstein-Barr-Virus in Berührung gekommen sind, liegt dafür 50-mal höher.

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Neben Lupus wird das Epstein-Barr-Virus auch noch mit Multipler Sklerose, rheumatoider Arthritis, entzündlichen Darmerkrankungen, Typ-1-Diabetes, juveniler idiopathischer Arthritis und Zöliakie in Verbindung gebracht. Für diese Erkrankungen konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass der Transkriptionsfaktor des Virus in der Lage ist, sich an Risikogene zu binden.

Schutz vor Epstein-Barr-Virus könnte auch Risiko für Autoimmunerkrankungen senken

Sollte tatsächlich der Transkriptionsfaktor des Epstein-Barr-Virus maßgeblich zur Entstehung der rheumatoiden Arthritis beitragen, könnten Wirkstoffe die den Transkriptionsfaktor unschädlich machen oder Impfungen, die vor einer Infektion mit dem Virus schützen, das Risiko für rheumatoide Arthritis und andere Autoimmunerkrankungen deutlich senken.

Referenzen:

Harley JB, Chen X, Pujato M, Miller D, Maddox A, Forney C, Magnusen AF, Lynch A, Chetal K, Yukawa M, Barski A, Salomonis N, Kaufman KM, Kottyan LC, Weirauch MT. Transcription factors operate across disease loci, with EBNA2 implicated in autoimmunity. Nat Genet. 2018 May;50(5):699-707. doi: 10.1038/s41588-018-0102-3. Epub 2018 Apr 16.

Aertzeblatt.de „Epstein-Barr-Virus schaltet Risikogene für Autoimmun­erkrankungen an“ vom 18.04.2018Zum originalen Volltext-Artikel

(» https://www.nature.com/articles/s41588-018-0102-3)

Original Titel:

Transcription factors operate across disease loci, with EBNA2 implicated in autoimmunity.

Headerbild: 439676_original_R_K_B_by_Uta Herbert_pixelio.de

Dr. Polwin-Plass Lydia Inhaberin und Chefredakteurin

Als promovierte Journalistin / Publizistin und Pressefotografin befasse ich mich mit verschiedenen Themenschwerpunkten: Vertrieb, Marketing, Bildung, Arbeitsmarkt, Kultur und Alternativmedizin. Zu medizinischen Themen konnte ich mir im Laufe der Jahre durch Recherche, Lektüre und das Verfassen zahlreicher Gesundheitsbroschüren viel Wissen und Erfahrung aneignen. Im Frühjahr 2015 gründete ich mein erstes Online Magazin "Metalogy.de" und 2019 folgte "Gesund heute und morgen".