

Könnte Zuckervielfalt ein Abwehrmechanismus gegen Viren sein?
AllgemeinGesundheitsnewsStudien 9. Februar 2022 Dr. Polwin-Plass Lydia

Antivirale Therapien und Impfstoffe richten sich häufig gegen Proteine der Virenhüllen. Diese sogenannten Hüllproteine tragen oft Zucker auf ihrer Oberfläche und sind sehr unterschiedlich. Das führt im Idealfall dazu, dass das Immunsystem das Virus nicht mehr erkennt. Prof. Dr. Christina Karsten, Virologin an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) vermutet, dass die Zuckervariabilität eine Art Abwehrmechanismus sein könnte. |
Das Hüllprotein des HI-Virus zum Beispiel trägt eine besonders dichte Zuckerhülle. Während sich das Virus in den T-Zellen des menschlichen Körpers vermehrt, verändern sich die Hüllproteine immer wieder in ihrer Sequenz und in den Zucktypen auf der Proteinoberfläche. „Dabei entstehen zufällige Zuckervarianten: manche lassen sich durch die körpereigene Abwehr weiterhin gut erkennen oder sogar noch etwas besser bekämpfen“, so Prof. Dr. Karsten, Inhaberin der Juniorprofessur für Impfstoffentwicklung. „Andere Varianten sind problematisch, weil das Immunsystem sie nicht mehr erkennt. Auch wenn es zunächst nur einzelne Viren sind, die der Abwehr aufgrund ihrer veränderten Zucker entgehen, kann sich die Infektion auf diese Weise möglicherweise ausbreiten und dauerhaft bestehen.“ Um zu klären, ob es sich tatsächlich um einen Abwehr- oder Fluchtmechanismus des HI-Virus handelt, will das Team eine neue Technik anwenden, die sogenannte Durchfluss-Virometrie. „Damit können wir die für das Immunsystem unsichtbar geworden Virusvarianten herausfiltern und genauer untersuchen“, so Prof. Karsten. Die Wissenschaftlerin hofft mit ihrem Team die grundlegenden Mechanismen der Zuckervielfalt aufzuklären, um so zukünftige neue Impfstoffkandidaten und antivirale Strategien zu entwickeln. Mehr zum Projekt unter: https://portal.volkswagenstiftung.de/search/projectDetails.do?ref=9B250 Headerbild: qimono / 502 Bilder Pixabay |