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Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung stagniert und findet sogar in unsere Breiten Einzug Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung stagniert und findet sogar in unsere Breiten Einzug
Eine der grausamsten Formen der körperlichen und seelischen Gewalt, die Frauen und Mädchen in vielen Ländern immer noch angetan wird, ist die weibliche Genitalverstümmelung.... Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung stagniert und findet sogar in unsere Breiten Einzug

Eine der grausamsten Formen der körperlichen und seelischen Gewalt, die Frauen und Mädchen in vielen Ländern immer noch angetan wird, ist die weibliche Genitalverstümmelung. Doch leider stagniert die Bekämpfung dieser weltweiten schweren Körperverletzung bei Mädchen und Frauen aktuell. Darauf weisen die SOS-Kinderdörfer zum Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar hin. Besonders erschreckend: diese unbeschreiblich schreckliche Praxis findet zum Teil sogar in unsere Länder Einzug.

Die Maßnahmen zur Bekämpfung der unfassbar grausamen Praxis der Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen könnten mit dem rasanten Bevölkerungswachstum in vielen besonders betroffenen Ländern nicht Schritt halten. Bei der sogenannten weiblichen Beschneidung wird meist der empfindlichste Körperteil der Frau, die Klitoris entfernt. Und das auch noch zum Teil mit Glasscherben, stumpfen Rasierklingen und ohne Betäubung. Vergleichen lässt sich dies nur mit der Entfernung der Eichel beim Mann auf die gleiche Weise.

Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: „Das ist sehr ernüchternd! Wir müssen jetzt Präventionsmaßnahmen und Aufklärungsarbeit maximal intensivieren.“

Genitalverstümmelung ist eine grausame Tradition, bei der Mädchen der Genitalbereich brutal beschnitten wird, was unfassbar schmerzvoll ist, schwere Traumata auslöst und ganz klar gegen die Menschenrechte verstößt.
Gemäß Schätzungen der WHO sind weltweit 230 Millionen Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung, englisch ,Female Genital Mutilation‘ (FGM), betroffen. Trotz einiger Fortschritte in den letzten Jahren, müsste die FGM-Bekämpfung 27 Mal schneller als bisher voranschreiten, um bis 2030 das UN-Nachhaltigkeitsziel, die komplette Beendigung aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, zu erreichen.

FGM ist weiterhin in rückständigen Ländern erlaubt, wird tabuisiert oder verharmlost. Besonders stark stagniert die FGM-Bekämpfung in Somalia, Mali und Guinea-Bissau. Die Quote der betroffenen Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren hat dort in den letzten 30 Jahren kaum abgenommen.
Auch staatliche Verbote helfen nur bedingt: So gehört die FGM-Quote in Gambia ebenfalls zu den höchsten weltweit – obwohl die Praxis seit 2015 gesetzlich verboten ist. Aber offenbar wird diese Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht sanktioniert. 73 Prozent aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren sind betroffen. Eine erschreckende Zahl!

Immer öfter wird FGM schon bei Säuglingen und Kleinkindern durchgeführt, was intervenierende Maßnahmen besonders erschwert. Die Genitalien  von mehr als zwei Millionen Mädchen unter fünf Jahren werden jährlich verstümmelt. Die Folgen für die körperliche und mentale Gesundheit sind gravierend und bleiben meist ein Leben lang bestehen. Neben Blutvergiftung und chronischen Infektionen, chronischen Schmerzen, Geburtskomplikationen, Unfruchtbarkeit und Depressionen wird mit der Entfernung der Klitoris auch der Spaß am Sex lebenslänglich genommen. Etwa 25 Prozent der Mädchen und Frauen sterben sogar während oder infolge der Genitalverstümmelung. Das wird von ihren Familien billigend in Kauf genommen.

Wer schon einmal im Fernsehen diese unfassbare, blutige und außerordentlich grausame Gewalt an Frauen und kleinen Mädchen gesehen hat, weiß, wie schrecklich und schockierend dieser Verstümmelungsprozess ist. Und nein, man kann das NICHT mit männlicher Beschneidung vergleichen, wo ja nur ein Stück Häutchen entfernt wird. Weibliche Genitalverstümmelung lässt sich nur mit der Entfernung der Eichel des Mannes vergleichen.

Eine besonders traurige Tatsache: Weibliche Genitalverstümmelung ist über Migration, obwohl es sich um schwere Körperverletzung handelt,  leider auch in unseren Breiten traurige Realität geworden. Tausende Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund sind betroffen, weshalb zum Beispiel Österreich eine bundesweite Koordinationsstelle ins Leben gerufen hat. Die Koordinationsstelle leistet Aufklärungsarbeit aber auch Nachsorge und bietet Betroffenen eine niederschwellige Anlaufstelle. „Mit einer Studie über weibliche Genitalverstümmelung werden nun erstmals wichtige Erkenntnisse über die Situation in Österreich geliefert und innovative Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Diese frauenverachtenden Praktiken müssen verhindert werden und haben in Österreich keinen Platz“, so die zuständige Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt.

Hier der Abschlussbericht dieser Studie zu diesem Thema:

FGMC_in_oesterreich_2024

So helfen die SOS-Kinderdörfer:

Die SOS-Kinderdörfer engagieren sich weltweit für die Abschaffung der Genitalverstümmelung. Die Hilfsorganisation leistet in Eltern-Workshops und in Schulen Aufklärungsarbeit. In Empowerment-Programmen werden Mädchen und Frauen über ihre Rechte informiert und erlernen Verhaltensmaßnahmen, die sie in einer unabhängigen Lebensführung stärken. Zur Wiederherstellung der Gesundheit erhalten sie in den medizinischen Zentren der SOS-Kinderdörfer kostenlose Behandlungen, zur Bewältigung traumatischer Erlebnisse psychosoziale Unterstützung.

Ein persönlicher Erfahrungsbericht eines Mädchens, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt:

https://www.sos-kinderdoerfer.de/informieren/wie-wir-helfen/gesundheit/fgm-beschneidung-von-maedchen-und-frauen/genitalverstuemmelung-leidensgeschichte-kenia

https://www.sos-kinderdoerfer.de/informieren/wie-wir-helfen/gesundheit/fgm-beschneidung-von-maedchen-und-frauen#!

Quellen: PM SOS-Kinderdörfer und Bundeskanzleramt.gv.at

Pressefoto: Petterik Wiggers / SOS Kinderdörfer (aethiopien-fgm-mutter-tochter-soskinderdoerfer-foto-PetterikWiggers)

Dr. Polwin-Plass Lydia Inhaberin und Chefredakteurin

Als promovierte Journalistin / Publizistin und Pressefotografin befasse ich mich mit verschiedenen Themenschwerpunkten: Vertrieb, Marketing, Bildung, Arbeitsmarkt, Kultur und Alternativmedizin. Zu medizinischen Themen konnte ich mir im Laufe der Jahre durch Recherche, Lektüre und das Verfassen zahlreicher Gesundheitsbroschüren viel Wissen und Erfahrung aneignen. Im Frühjahr 2015 gründete ich mein erstes Online Magazin "Metalogy.de" und 2019 folgte "Gesund heute und morgen".