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Entmündigung alter Menschen in Pflegeheimen nur aufgrund ihres Alters? Entmündigung alter Menschen in Pflegeheimen nur aufgrund ihres Alters?
Wie kann es sein, dass mündige Menschen, nur um Pflegekräften die Arbeit zu erleichtern, mit Medikamenten ausgeknockt werden dürfen oder Sprachbarrieren zur Attestierung geistiger... Entmündigung alter Menschen in Pflegeheimen nur aufgrund ihres Alters?

Wie kann es sein, dass mündige Menschen, nur um Pflegekräften die Arbeit zu erleichtern, mit Medikamenten ausgeknockt werden dürfen oder Sprachbarrieren zur Attestierung geistiger Defizite führen? Nach einem berührenden Gespräch mit einer Dame, die ihre Mutter in einem Pflegeheim untergebracht hat, möchte ich hier einige schockierende Einzelheiten und Details aus dem traurigen Alltag von Pflegebedürftigen veröffentlichen.

Schon vor Jahren hat der renommierte Investigativjournalist Günter Wallraff mit versteckter Kamera und eingeschleusten Mitarbeiter*innen unfassbare Zustände in Pflegeheimen aufgedeckt. Diese reichen von Misshandlungen über Verwahrlosung bis hin zu Mobbing und Demütigung der Schutzbefohlenen.

Gerade gibt es große Diskussionen über den viel zu hohen Selbstbehalt, den Pflegebedürftige an die Einrichtungen entrichten müssen. Argumentiert beziehungsweise gerechtfertigt werden die hohen Kosten nicht selten mit den höheren Bezahlungen der Pfleger. Jeder von uns kann sich vorstellen, dass das Pflegen von Menschen keine leichte Aufgabe ist. Niemals aber rechtfertigt dies eine Vernachlässigung, Misshandlung oder Zwangsgabe von Drogen an Pflegebedürftige.

Frau Z., den richtigen Namen möchte ich zu ihrem Schutz nicht nennen, hat mir heute im Gespräch unfassbare Details über den Alltag in Pflegeheimen berichtet. Im Heim, in dem ihr Schwiegervater während der Pandemie untergebracht war, starben in einer der ersten Wochen nach Ausbruch der Seuche 30 Menschen, nur weil das Pflegepersonal keine Masken tragen wollte. Duschen durfte der alte Mann nur einmal pro Woche am Dienstag. Fast jede Woche wurde Frau Z. jedoch von ihrem weinenden Schwiegervater angerufen, weil das alldienstägliche Duschen mal wieder ausgefallen war und er sich elendig in seiner ungepflegten Haut fühlte.

Auch sonst wurde er vernachlässigt und einfach links liegen gelassen. Er fühlte sich einsam, niemand sprach mit ihm und keiner interessierte sich für ihn und seine Sorgen und Schmerzen. Ihm wurde einfach das Essen hingestellt, die Windel viel zu selten gewechselt, obwohl er eigentlich noch eigenständig aufs Klo gehen konnte und vor das Bett oft ein Gitter geschoben, so dass er es nicht mehr verlassen konnte. Schnell litt die Haut darunter und die Muskeln wurden abgebaut. Der alte Mann, der bis zu seinem Einzug ins Pflegeheim geistig noch völlig intakt war, verzweifelte zunehmend.

Deja Vu

Nun einige Jahre später in einem anderen Heim ähnliche Probleme.

Als Frau Z. vor einigen Tagen ihre Mutter besuchte, war diese völlig benebelt und fragte sie verzweifelt, warum sie denn ihre Augen nicht offenhalten könne. Frau Z. kam ein grässlicher Verdacht und so kontrollierte sie ihr Medikamentendöschen. Darin fand sich für morgens und abends eine zusätzliche Tablette. Als sie einen Pfleger darauf ansprach, stammelte dieser nur: „Damit sie nachts besser träumen kann.“

Auf die Frage, ob es sich hierbei um Schlafmittel handle, stotterte der Mann nur: „Sowas ähnliches.“ Nach weiterer Recherche fand Frau Z. heraus, dass der Grund, warum man ihre Mutter mit verschreibungspflichtigen Drogen ruhigstellen wollte, war, dass sie nachts aufs Klo gegangen war.

Frau Z. verlangte sofort Audienz beim zuständigen Arzt und beschwerte sich, dass man nur aus Bequemlichkeit eine geistig völlig zurechnungsfähige alte Dame, gegen ihren Willen und den Willen der Verwandtschaft unter Drogen setze und verlangte, dass man diese Medikation sofort wieder vom Plan streichen müsse.

Was aber wäre gewesen, wenn sie das nicht bemerkt hätte oder die alte Dame keine Verwandtschaft mehr hätte, die sich um sie kümmert und dem Pflegepersonal auf die Finger schaut? Nicht auszudenken: Geistiger Verfall, Muskelschwund, Lungenentzündung, Tod wären die logischen Folgen.

Ebenso schockierend: Nur wenige Angestellte in diesem Pflegeheim beherrschen die deutsche Sprache so gut, dass sie die Ironie und den Wortwitz der Schutzbefohlenen verstehen können. Alles, was die alte Dame sagt, und vor allem ihre Witzchen, werden ihr als geistiges Defizit ausgelegt. Und das einfach nur wegen der drastischen Sprachbarrieren.

Meine eigene Oma war zwar körperbehindert aber bis zu ihrem 97. Lebensjahr geistig in perfektem Zustand. Dennoch wurde sie in Krankenhäusern nie ernst genommen und manchmal sogar fahrlässig verletzt, weil man ihre Warnungen ihren Körper, den sie selbst ja am besten kannte, betreffend, einfach nicht glaubte.

Hinterfragen des Status Quo

Ist es nicht ungeheuerlich, dass sowas in einem Rechtsstaat ungestraft möglich ist? Dass man mündige Menschen legal unter Drogen setzen darf, nur um weniger Arbeit mit ihnen zu haben? Und um so behandelt zu werden, sollen Menschen auch noch ihre gesamte Rente opfern? Für einen Selbstbehalt von durchschnittlich 2800 € kann man sich eigentlich rund um die Uhr jemanden ins eigene Haus nehmen. Kein Wunder, dass immer mehr Rentner ins Ausland gehen.

Natürlich gibt es auch wundervolle engagierte Pfleger*innen und ganz tolle Pflegeheime, wo Zwangsmedikation tabu ist und Menschen tatsächlich wie Menschen behandelt werden. Dort ist bestimmt auch der Preis gerechtfertigt.

Tatsache ist, dass alte Menschen nicht einfach nur aufgrund ihres Alters entmündigt werden dürfen und nur sie und niemand anderer entscheiden dürfen sollte, ob sie sediert werden wollen oder nicht. Und Verstöße dagegen sollten aufs Härteste bestraft werden. Denn ist der Unterschied wirklich so groß, ob jemandem gegen seinen Willen K.o.-Tropfen verabreicht werden oder alte Menschen mit Schlafmitteln oder Tranquilizern ausknockt, um sie ruhigzustellen?

Hedaerbild: Bild von Sabine van Erp auf Pixabay

Dr. Polwin-Plass Lydia Inhaberin und Chefredakteurin

Als promovierte Journalistin / Publizistin und Pressefotografin befasse ich mich mit verschiedenen Themenschwerpunkten: Vertrieb, Marketing, Bildung, Arbeitsmarkt, Kultur und Alternativmedizin. Zu medizinischen Themen konnte ich mir im Laufe der Jahre durch Recherche, Lektüre und das Verfassen zahlreicher Gesundheitsbroschüren viel Wissen und Erfahrung aneignen. Im Frühjahr 2015 gründete ich mein erstes Online Magazin "Metalogy.de" und 2019 folgte "Gesund heute und morgen".